F

Fokus

Nukleare Weltordnung in der Krise

Fpdf

Die nukleare Weltordnung ist in akuter Gefahr und mit ihr die Stabilität des internationalen Systems. Die nach dem Kalten Krieg vereinbarte Abrüstung zwischen den nuklearen Supermächten ist blockiert und ein neues Wettrüsten zeichnet sich ab; bestehende Rüstungskontrollverträge werden gekündigt oder laufen in Kürze aus; regionale Nuklearkrisen drohen zu eskalieren. Nie war die Welt vom Ziel der Nuklearwaffenfreiheit weiter entfernt als heute, und das Risiko einer nuklearen Katastrophe steigt wieder. Deutschland muss in dieser Situation entschlossener als bislang eine auf nukleare Abrüstung gerichtete Außen- und Sicherheitspolitik verfolgen.

Empfehlungen
Engagement in der nuklearen Rüstungskontrolle liegt im Interesse Deutschlands und der EU

Deutschland sollte noch stärker für nukleare Rüstungskontrolle, Nichtverbreitung, Abrüstung und eine Welt ohne Nuklearwaffen eintreten. Das erfordert neue Ideen, um die aktuellen Spannungen zu überwinden.

Nuklearwaffen nicht allein den Strategen überlassen

Eine glaubwürdige Strategie muss auf einer gesellschaftlichen Debatte basieren. Die Bundesregierung muss die Öffentlichkeit besser über Chancen und Risiken von Nuklearwaffen informieren und ihre Strategie hinsichtlich des langfristigen Ziels vollständiger nuklearer Abrüstung präzisieren.

Die Rolle von Nuklearwaffen in der Sicherheitspolitik reduzieren

Die Entwicklung und Stationierung taktischer Nuklearwaffen und die Idee ihres frühzeitigen Einsatzes in einem Konflikt ist abzulehnen. Die Bundesregierung sollte zudem auf den Abzug existierender taktischer Nuklearwaffen aus Deutschland drängen.

Keine nukleare Option für Deutschland

Rechtliche, politische und ethische Gründe sprechen klar gegen deutschen Nuklearwaffenbesitz. Stattdessen sollten Schritte geprüft werden, wie die umstrittene „nukleare Teilhabe“ reduziert werden kann.

Die Rolle Europas in der Nuklearwaffendebatte stärken

Die EU kann in der Krise der nuklearen Weltordnung ein stabilisierender Faktor sein, wenn die innereuropäischen Meinungsverschiedenheiten zur nuklearen Abrüstung überwunden werden. Deutschland sollte zu einer Annäherung konträrer Positionen beitragen.

Nichtverbreitung und Abrüstung sind keine Widersprüche

Die Bundesregierung sollte ihre Haltung aufgeben, der Atomwaffenverbotsvertrag und der Nukleare Nichtverbreitungsvertrag seien unvereinbar. Stattdessen sollte sie aktiv Brücken bauen, um ein Scheitern der NVV-Überprüfungskonferenz 2020 zu verhindern.

Verlängerung des N-START-Abkommens fordern

Die Bundesregierung, die EU und die europäischen NATO-Staaten müssen sich für die Verlängerung des N-START-Abkommens um fünf Jahre einsetzen. Fällt der INF-Vertrag weg, sollten die Europäer den US-Kongress und die russische Duma zu einer restriktiven nuklearen Entwicklungs- und Beschaffungspolitik drängen.

Humanitäres Engagement beibehalten

Deutschland engagiert sich humanitär im Nahen und Mittleren Osten. Dieses Engagement sollte – auch jenseits des Motivs, Flucht zu verhindern – in hohem Maße weitergeführt werden.

Bewaffnete Konflikte

Stabilisierung darf keine Interessenpolitik sein

pdf

In Afrika zeichnet sich eine rasante Zunahme gewaltsamer Konflikte ab. Hier liegt auch der gegenwärtige Fokus europäischer und deutscher Interventionen. Unter dem Begriff der Stabilisierungspolitik bündeln westliche Staaten und internationale Organisationen ihre militärischen, polizeilichen, diplomatischen und entwicklungspolitischen Maßnahmen. Am Beispiel Mali zeigen wir auf, dass diese Politik eher darauf zugeschnitten ist, die Interessen der EU und Deutschlands sowie der malischen Regierung durchzusetzen, als dass sie dazu dient, Konfliktursachen zu bearbeiten und menschliche Sicherheit zu verbessern.

Empfehlungen
Europäische und deutsche Interessen in der Stabilisierungspolitik zurückstellen

Stabilisierungspolitik muss an der Bearbeitung von Konfliktursachen ansetzen. Wenn Stabilisierungspolitik deutsche und europäische Interessen durchsetzen will, bedingt sie eher eine Verschärfung von Konflikten.

Keine bedingungslose Partnerschaft mit repressiven Regierungen

Auch wenn Regierungen wichtige Partner im Zuge von Stabilisierungsbemühungen sein können, sind sie oft selbst Konfliktpartei. Bei eklatanten Verstößen gegen die Menschenrechte muss Unterstützung eingestellt werden.

Enges Monitoring und Evaluierung von Interventionen und Stabilisierung einführen

Anders als viele demokratische Staaten (u.a. Norwegen, Kanada) verfügt Deutschland nicht über ein regierungsunabhängiges Evaluierungsinstrumentarium seiner militärischen Interventionen.

Mali: Schutz von Zivilisten Vorrang einräumen

Deutschland muss sich dafür einsetzen, das Mandat von MINUSMA auf die Überwachung des Friedens gemäß des Neutralitätsprinzips zu konzentrieren und dafür das robuste Mandat zu nutzen. Dieses muss dem Schutz von Zivilisten, auch gegen Übergriffe staatlicher Sicherheitskräfte, Vorrang einräumen.

Keine bedingungslose Unterstützung der malischen Regierung

Vor allem die Ausbildung und Ausstattung ihrer Sicherheitskräfte muss an die konsequente Beachtung von Menschenrechten, an die Verbesserung der Regierungsführung und die Umsetzung des Friedensabkommens geknüpft werden. Hierzu bedarf es eines Stufenplans und Sanktionierungsmechanismen.

Entwicklungs- und Migrationspolitik an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort ausrichten

Die Bundesregierung muss grenzüberschreitende Mobilität unterstützen, statt sie durch Rückkehrprogramme und Migrationsmanagement einzuschränken. Entwicklungspolitik muss sich auf die Verbesserung der Lebensbedingungen und Erwerbsmöglichkeiten statt auf die Regulierung von Grenzen konzentrieren.

Im Kurdenkonflikt vermitteln

Aufgrund ihrer guten Vernetzung in der Region sollte die Bundesregierung zwischen Erbil, Bagdad und der Türkei zur Verständigung beitragen.

Verlängerung des Afghanistan-Mandats an Wirksamkeit koppeln

Die Bundesregierung muss Kriterien für die Wirksamkeit ihres Militäreinsatzes in Afghanistan aufstellen. Werden diese nicht erfüllt, dann sollte die Bundesregierung den militärischen Einsatz in Afghanistan schrittweise beenden.

Selbstkritische Bestandsaufnahme initiieren

Die Bundesregierung soll eine unabhängige Kommission zur systematischen, ressortübergreifenden Bilanzierung ihres Engagements in Afghanistan einsetzen, um klare Vorgaben für Grenzen und Möglichkeiten von Interventionen zu erarbeiten.

Ziviles Engagement für Afghanistan stärken

Die Bundesregierung soll jenseits ihres Militäreinsatzes Verantwortung für die weitere Entwicklung in Afghanistan übernehmen. Gefragt sind in erster Linie politische Alternativen, nicht zusätzliche Gelder. Die Rückführungen afghanischer Migranten müssen ausgesetzt werden.

Nachhaltiger Frieden

Flucht und Gewalt

pdf

Internationalisierte Bürgerkriege, organisierte Kriminalität und politische Repression haben 68,5 Mio. Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Auf der Flucht und in den Aufnahmeregionen sind sie mitunter schutzlos. Zugleich können Fluchtbewegungen auch bestehende Konfliktdynamiken befeuern. Die Bundesregierung und die EU sind mit ihrer Abschottungspolitik eher Teil des Problems als Teil einer Lösung.

Empfehlungen
UN-Sicherheitsratssitz für Schutz von Flüchtlingen nutzen

Als nichtständiges Mitglied sollte die Bundesregierung sich 2019/2020 für eine krisenpräventive Flüchtlingspolitik einsetzen und der Schutzlosigkeit der Flüchtlinge durch gesellschaftliche Inklusion entgegenwirken.

Zahlungen an das UNHCR und UNRWA aufstocken

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) ist dramatisch unterfinanziert; dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) entziehen die USA ihre Mittel. Die Bundesregierung sollte nicht-zweckgebundene Fördergelder massiv erhöhen.

Europäische Abschottungspolitik beenden

Die Bundesregierung sollte die Initiative des Europäischen Parlaments aufgreifen, verfolgten Menschen humanitäre Visa auszustellen, und auch darüber hinaus sichere Einreisewege für Menschen aus Konfliktregionen schaffen.

Migrationspolitische Zusammenarbeit muss menschenrechtskonform sein

Die Bundesregierung sollte darauf hinwirken, dass die Europäische Union (EU) ihre migrationspolitische Kooperation mit autoritär-repressiven Regimen beendet, da diese das Risiko birgt, zur Blockade demokratischen Wandels und zur Entstehung neuer Krisen und Fluchtbewegungen beizutragen.

Den Cartagena-Prozess in Lateinamerika unterstützen

Deutschland sollte Lateinamerika finanziell und logistisch bei der Aufnahme von hunderttausenden venezolanischen Geflüchteten und Migranten noch stärker unterstützen.

EZ-Programme gegen Gewaltkriminalität

Der organisierten Kriminalität in urbanen Ballungszentren muss die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) verstärkt durch Programme entgegenwirken, die perspektivlosen jungen Menschen Beschäftigungsperspektiven und Gangmitgliedern Ausstiegsmöglichkeiten bieten.

Auf restriktive EU-Grundsätze beim Kleinwaffenexport drängen

Kleinwaffen geraten allzu schnell in die Hände von Gewaltakteuren und verschärfen Konflikte und damit Fluchtursachen. Ihr Export an Drittländer sollte nur in begründungspflichtigen Ausnahmefällen erlaubt und an die Verpflichtung geknüpft sein, die alten überschüssigen Waffen zu vernichten.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit konsequent verurteilen

Gegen die Militärs in Myanmar, die für die Vertreibung der Rohingya verantwortlich sind, sollten gezielte Sanktionen ausgeweitet werden.

Kein Menschenrechtlicher Schlingerkurs gegenüber der Türkei

Die Kritik an den Menschenrechtsverletzungen in der Türkei darf mit der Freilassung deutscher Staatsbürger nicht verstummen. Neben der Verletzung des humanitären Völkerrechts muss auch die völkerrechtswidrige Intervention in Nordsyrien verurteilt werden.

Rüstungsdynamiken

Rüstungskontrolle schärfen

pdf

Die Welt ist in eine Phase globaler Hochrüstung eingetreten. Die Militärausgaben liegen höher als zu den Spitzenzeiten im Kalten Krieg. Der internationale Waffenhandel folgt diesem Trend. Deutsche Rüstungsexporte tragen dazu bei. Das in Jahrzehnten errichtete System der nuklearen Rüstungskontrolle steht vor dem Kollaps. Auch Europa ist in Gefahr, in ein neues konventionelles Wettrüsten hineinzuschlittern. Neue Technologien verstärken diese allgemeine Dynamik.

Empfehlungen
Für den INF-Vertrag eintreten

Die Bundesregierung darf die Aufkündigung des INF-Vertrags nicht tatenlos hinnehmen und muss ein Veto gegen neue Raketenstationierungen einlegen. Wir wollen ein Europa ohne Atomraketen und weltweite nukleare Abrüstung.

Risiken in Osteuropa begrenzen

Die Bundesregierung sollte sich zur Stabilisierung der Sicherheitsbeziehungen in Europa dafür einsetzen, dass die EU auf höchster Ebene einen Dialog mit Russland beginnt.

Regionale Rüstungskontrolle stärken

Die Bundesregierung sollte sich für Entflechtungs-, Transparenz- und Konfliktregulierungmaßnahmen stark machen, die geeignet sind, schnelle und verdeckte offensivfähige Streitkräftekonzentrationen in den Kontaktzonen zwischen NATO und Russland zu verhindern.

Zivilen Waffenbesitz kontrollieren

Kleinwaffen in der Hand von Zivilisten und nicht-staatlichen Akteuren treiben bewaffnete Konflikte an. Die Bundesregierung sollte ihr Engagement in der Kleinwaffenkontrolle in Krisenregionen verstärken und die Suche nach neuen Formaten regionaler Rüstungskontrolle unterstützen.

Tödliche autonome Waffensysteme verbieten

Die Entscheidung über Leben und Tod darf nicht einer Maschine überlassen sein. Die Bundesregierung sollte auf ein Verbot autonomer Waffensysteme hinwirken und eine Stärkung bestehender Regime gegen Drohnenproliferation anstreben.

Chemiewaffeneinsätze verhüten

Die Bundesregierung muss die Untersuchungen von Chemiewaffen-Einsätzen in Syrien durch die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen weiter unterstützen und sich aktiv für die Akzeptanz der Ergebnisse einsetzen.

NATO-Militärausgaben sicherheitspolitisch begründen

Eine Debatte über die Notwendigkeit des Zwei-Prozent-Ziels der NATO ist überfällig. Defizite in der Ausrüstung der Bundeswehr sollten vorrangig über eine effizientere Verwendung der Finanzmittel behoben werden.

Waffenembargo verhängen

Die Bundesregierung muss ein unbegrenztes Waffenembargo gegen alle Kriegsparteien im Jemenkrieg beschließen.

Rüstungskooperation nicht gegen Rüstungsexportregeln ausspielen

Die EU-Staaten müssen sich bei gemeinsamen Rüstungsprojekten auf eine Whitelist möglicher Empfänger einigen und dabei den Gemeinsamen EU-Standpunkt zu Rüstungsexporten respektieren.

Restriktives Rüstungsexportkontrollgesetz vorlegen

Erforderlich ist ein Rüstungsexportkontrollgesetz, das den Nachweis der Unbedenklichkeit den Befürwortern von Rüstungsexporten abverlangt.

Institutionelle Friedenssicherung

Vereinte Nationen unter Druck: Wo sich ein deutsches Engagement lohnt

pdf

Der Rückzug der USA aus den multilateralen Abstimmungsprozessen trifft die Vereinten Nationen (VN) hart, die durch die zunehmende Großmachtkonfrontation ohnehin geschwächt sind. Deutschland hat als nichtständiges Mitglied im Sicherheitsrat in den nächsten zwei Jahren die Chance, die friedenspolitischen Kapazitäten der VN zu schützen und zu stärken: durch themenspezifische Allianzen mit gleichgesinnten Staaten und einen strategischen Fokus auf die Reform der Arbeitsstrukturen der VN statt ihrer Charta.

Empfehlungen
Aktive und sichtbare Rolle in den VN auch ohne ständigen Sitz

Deutschland sollte mehr Verantwortung für die friedenspolitischen Aufgaben der VN übernehmen. Dafür braucht es keinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat, sondern politische Ziele und verlässliche Allianzen.

Stillstand verhindern: Allianzen der Gleichgesinnten schmieden

Die Allianz für Multilateralismus von Außenminister Maas sollte forciert werden, denn sie ist nötig, um die gegenwärtige politische Blockade in friedenspolitisch zentralen Fragen zu überwinden.

Arbeitsmethoden des Sicherheitsrates strategisch nutzen

Um die Blockade des Sicherheitsrates zu überwinden, sollte sich Deutschland für informelle Formate wie Arria-Treffen, interaktive Dialoge und Vorort-Missionen einsetzen.

Mandatierung von Friedensmissionen reformieren

Die Initiative Action for Peacekeeping eröffnet die Chance, neue Richtlinien bei der Mandatierung von Friedensmissionen einzubringen. Mandate müssen besser an die Einsatzrealität angepasst werden, auf strategischer Analyse basieren und klare Prioritäten beinhalten.

Friedensmissionen nur mit Druck für politische Lösungen

Friedensmissionen sind auf einen inklusiven, politischen Prozess angewiesen. Um die Regierung im Empfängerland auf Kompromisse zu verpflichten, bedarf es politischer Ziele, einer Sequenzierung der Mandate und wo nötig, einer glaubwürdigen Rückzugsdrohung.

Zusammenarbeit von Sicherheitsrat und Peacebuilding Commission fördern

Frieden zu schaffen braucht langfristige politische Begleitung. Darum muss die Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsrat und Peacebuilding Commission (PBC) gestärkt werden. Deutschland kann diese Agenda voranbringen.

Verlässliche Finanzierung für Konfliktprävention sichern

Wenn der Fokus auf Konfliktprävention im Rat glaubhaft sein soll, muss die Bundesregierung die Reform der Finanzierung vorantreiben, sodass Konfliktprävention und Friedenskonsolidierung künftig aus dem Kernhaushalt finanziert werden.

Schutznormen umsetzen

Um den Schutz von Individuen sowie die Umsetzung der Resolution „Frauen, Frieden und Sicherheit“ in den VN-Strukturen stärker zu institutionalisieren, sollte sich Deutschland für eine systematische Berichterstattung in Länderberichten und stärkere Einbeziehung von Sonderberichterstattern einsetzen.

Initiativen zur Stärkung des humanitären Völkerrechts wiederbeleben

Initiativen der Schweiz und des IKRK mögen zwar zunächst gescheitert sein. Das sollte aber Ansporn sein, es erneut zu versuchen, etwa über die Ausweitung von Expertenteams und die Möglichkeit der Verantwortungszurechnung in der Tatsachermittlung.

Transnationale Sicherheitsrisiken

Manipulation und Mobilisierung im Netz

pdf

Flucht und Migration, Klimawandel, der internationale Terrorismus oder externe Versuche von Wahlmanipulation sind Themenfelder genuin transnationalen Charakters. Meinungen über Bedrohungslagen gehen auseinander und stehen oft im Widerspruch zu verfügbaren Daten. Technologische Innovationen, die Kommunikationsverhalten grundlegend verändern, verschärfen diesen Befund. Dies ist eine zentrale Herausforderung für die innere Friedensfähigkeit liberaler Demokratien und für die globale Politik.

Empfehlungen
Hassrede einschränken, aber Freiheitsrechte garantieren

Die Bundesregierung soll Maßnahmen auf VN- und EU-Ebene wie den Aktionsplan der VN gegen Hassrede unterstützen. Generell sollten internationale Initiativen jedoch nur befürwortet werden, wenn sie die Freiheit schützen und übermäßige staatliche Eingriffe vermeiden.

Gesetzliche Regulierung nur auf Basis gesicherter Erkenntnisse und konzeptioneller Klarheit

Ohne das Verständnis von Wirkungszusammenhängen und ohne konzeptionelle Klarheit bei Rechtsbegriffen sollte es keine Gesetzesinitiativen gegen extremistische Inhalte oder Hasskommentare geben.

Novellierung des NetzDG

Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) überlässt sozialen Netzwerken die Erstbeurteilung über die Rechtswidrigkeit von Inhalten. Das kann zu übermäßigem Löschen führen. Stattdessen sollte mehr Gewicht auf die Ermittlung der Urheber strafrechtlich relevanter Äußerungen gelegt werden.

Transparenzregeln beim Einsatz von Algorithmen

Algorithmen bestimmen die Priorisierung von Nachrichten bei Diensten wie Facebook oder Google. Ihr Zustandekommen muss einer rechtsstaatlichen Kontrolle unterliegen und Auswirkungen auf Wahlkämpfe müssen transparent gemacht werden.

Impressumspflicht und Transparenz bei politischer Werbung

Die Anonymität im Internet sollte nicht leichtfertig eingeschränkt werden. Bei politischer Werbung im Internet empfehlen wir eine umfassende Impressumspflicht und leicht einsehbare Angaben, wer für die Werbung bezahlt hat und wem welche Werbung angezeigt wird.

(Daten-)Schutz des Einzelnen

Gezielte politische Werbung über soziale Netzwerke basiert auf der Verwendung von Nutzerprofilen. Nur strikte Datenschutzregelungen können eine Barriere gegen individuell zugeschnittene und manipulative Werbung bilden.

Stärkung von Medienkompetenz

Die Maßnahmen gegen Manipulation und Mobilisierung im Internet setzen überwiegend auf Kontrolle oder auf Symbolik. Nachhaltiger und besser ist eine breite politische Bildungsarbeit und die Vermittlung von Medienkompetenz auf allen Ebenen des Bildungssystems.

Öffentlich-rechtliche Grundinformation im Internet

Wir empfehlen den Aufbau eines öffentlich-rechtlichen Fördersystems zur Gewährleistung von Grundinformation im Internet – analog zum Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dies kann über die Unterstützung von Recherchenetzwerken und journalistischen Plattformen geschehen.

Flüchtlingspolitik beginnt nicht erst in Deutschland

Die schlechte Versorgung in Flüchtlingslagern ist ein Grund dafür, dass Flüchtlinge den gefährlichen Weg nach Europa wählen. Darum muss die Arbeit des UNHCR gestärkt werden.